kig Kultur in Graz. Plattform f?r interdisziplin?re Vernetzungsarbeit.

Lesen Programm Kulturarbeit Kurse Ausschreibung Jobs ausLage ?ber uns Links




´^` zurück    ! neu...     * alle kategorien


Willkommen in Graz!

Von Norden, Osten, Süden und Westen kannst du nach Graz einreisen. Egal von welcher Himmelsrichtung du kommst – am Eingang der Stadt empfängt dich ein Torhüter.

Einer der vier Torhüter Grazens.

Heute ist der dritte Adventsonntag.

„Willst du da heute wirklich noch hinfahren?“

Heute ist der dritte Adventsonntag, etwa 14 Uhr 15 und ich beschließe ins Einkaufszentrum zu fahren. In die Shopping City Nord.

Liebe Leserin, lieber Leser, du bist hiermit herzlich eingeladen, meine Einkaufszentrenerfahrung am dritten Adventsonntag des Jahres zweitausendundelf zu teilen.

Zuerst einmal: Ich habe mich verfahren. Ich habe mich verfahren und glaube nicht an Zufälle.

Von einem winterlichen Sonntagsausflug zu einem Einkaufszentrum am Rande der Stadt erwarte ich: Mit Gittertoren versperrte Mäuler, unheimliche Leere und Stille. Vereinzelte Neugierige, die die unbeleuchteten Schaufenster des Einkaufszentrums betrachten. Der Winter kalt und grau. Die meisten Menschen sitzen gemütlich daheim, bei Kerzenschein und Lebkuchen, lesen Buch, spielen Klavier oder Brettspiele und trinken Tee.

Wer bringt die Geschenke? 200 Shops. 800 Marken.1

Bei meinem mich Verfahren entdecke ich das Erste Grazer Zaubertheater. Ein Kofferraum voll Äpfel. Aus dem Zaubertheater hört man Klatschen und Jubeln, die Tür steht offen. Ich trete nicht ein.

In den Zentren der Shoppingcity Seiersberg erwartet Sie ein Shopping-Erlebnis der Extraklasse. Steiermarks größte Einkaufsstadt begeistert auf mehr als 85.000 m² Shopfläche.

Vor der Tür des Zaubertheaters stehen zwei Männer, einer in langer (Koch-?) Schürze, zwei Männer, die tschetschenisch aussehen. Sagen wir, es sind Tschetschenen.

Mit etwas Glück triffst Du im Center West den Riesen-Schneemann!

„Du, wie viel kosten Apfel?“, fragt der ohne Schürze, mit spitzen Schuhen den Apfelkofferrauminhaber.

„Ein EU-ro“, antwortet dieser. (Ich schreibe EU-ro, um zu zeigen, dass er nicht Ojro sagt, sondern jeden Buchstaben in diesem Wort spricht.)

Tschetschenisches Gemurmel.

Im Center West finden alle Christkindl das passende Geschenk - ob neue Ski für den Mann von Intersport Eybl, Spielsachen für die Kids von Toys"R"Us, die neueste Spielekonsole für den Freund von Conrad, Oma´s Lieblings-Buch von Morawa, das beste Parfum für die Mama von Marionnaud oder den Friseur-Gutschein von DM.

„Fur dich machen eins, normal ist eins funfzig.“

Tschetschenisches Gemurmel.

„Gut. Nehmen fur ein EU-ro.“

Eine dunkelhäutige Frau mit Kinderwagen biegt um die Ecke.

...und das natürlich GRATIS !!!

Erichs Maroni. Ein unbeaufsichtigter Maroniofen mit klatschnassem Kissen und einer bunten Decke darauf. Frisier-Stüberl Helga.

Ich schaue, schon auf meinen Fahrrad sitzend, zurück, um alles richtig in meinem Bildspeicher zu behalten.

Die Mäuler der Shopping City Nord haben keine Gittertore. Sie haben auch keine richtigen Mäuler. Nur ein kleines Fenster, durch das Medikamente durchgereicht werden. Der Winter ist ohne Schnee und meine Hände schwitzen in den Handschuhen.

Als ich vor der Shoppingcity ankomme, sehe ich eine kleine Warteschlange von drei Leuten vor dem Eingang.

Vorsicht!

Zug hat Vorrang!

Abstand halten!

Ich bleibe vor den Zugschienen stehen und beobachte die Menschen vor dem Eingang aus der Ferne. Ich wünsche mir, sie mögen sonntägliche Besucher sein, die gekommen sind, um sich die Schaufenster des Einkaufszentrums anzusehen. Die Schaufenster sind aber langweilig und die Menschen sind da, um Medikamente zu kaufen. Ein kleines Fenster geht auf und übergibt die Medikamente (das sehe ich nicht, erkenne es nur an den Bewegungen des Käufers). Ich drehe eine Runde um die alte Lok. Es ist eine echte alte Lok. Weiter hinten, am Rand des Parkplatzes, steht ein riesiger, aufgeblasener Weihnachtsmann. Er ist mit Seilen festgebunden, damit er nicht umfällt. Oder wegfliegt, ich weiß nicht.

Ich wage mich über die Schienen, trage mein Fahrrad drei Stufen nach oben, zur Apotheke hin und schiele so unauffällig wie möglich zu den Medikamentenkäufern. Stehenbleiben kommt nicht in Frage, ich schiele, während ich mein Fahrrad an den Medikamentenkäufern vorbeischiebe. Zwei Menschen gehen weg, zurück zum Auto, der Nächste ist dran.

Ich schiebe mein Fahrrad vorbei an dem Mann in Schwarz, der die unter einem kleinen Vordach gestapelten Christbäume bewacht. Security.

„Grüß Gott“, sagt er verlegen.

„Grüß Gott“, sage ich verlegen.

Ich hüpfe aufs Rad und beschließe, zu McDonald’s zu fahren, der sich unweit des Riesenweihnachtsmannes befindet. Ich verirre mich auch da, lande in der Autospur des Drive Ins, im Stau, mogle mich irgendwie doch zum Eingang.

Hinter mir bildet sich eine lange Warteschlange, Eltern mit ihren Kindern, junge Pärchen, einsame Burgeresser. Ich: Orangensaft und Marillentasche. Ich empfehle die Marillentasche nicht.

Uhrturmschatten.

Ich schleiche um dich herum.

Doppelgänger, Zwilling Grazens.


der Grazer Uhrturm gilt als Wahrzeichen der Stadt

und seine Position wie auch seine Geschichte sind von wesentlicher Bedeutung für die Stadt

von der Grazer Bevölkerung im 19. Jahrhundert von der damaligen französischen Besatzungsmacht freigekauft und dadurch vor der Zerstörung bewahrt


Herr Seiersberg war dem Uhrturmschattenkünstler ein Sponsor, und nachdem der dreidimensionale Schatten des Uhrturms das Jahr 2003 über neben seinem Zwillingsbruder stehen durfte, wurde er gleich danach, nachdem das Jahr der Kulturhauptstadt zu Ende gegangen war, vor die Shopping City Seiersberg übersiedelt.

Wurde da die Kunst an den Stadtrand übersiedelt, oder –

Hast du dir eine Seele gekauft, Herr Seiersberg?

Recherchen.

Shopping City Seiersberg: Von Westen und Süden aus erreichbar.

Weiter nach Norden: Center West.

A2 – Südautobahn: Führt von Süden nach Norden, über Osten -> Liebenau – Murpark.

Shoppingcity Nord: A9 von Norden.

Plus Citypark beim Verlassen der Innenstadt.

google maps bei der Eingabe von Shopping Nord: Apotheke Graz Shopping Nord.

Ich drehe eine letzte Runde auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums, sehe dabei eine Frau aus einem Auto springen, die drei Stufen hinauf hasten, die ich vorhin mein Rad hinauf getragen habe. Sie möchte auch zur Apotheke.

Das Schild Willkommen in Graz habe ich schon öfter gesehen, als ich aus dem Norden, über die Phyrnautobahn, nach Graz gekommen bin. Ich möchte es mir genauer ansehen, bevor ich wirklich fahre.

Genau genommen ist es kein Schild. Es sind die Wörter Willkommen in Graz, gebaut aus einzelnen Buchstaben, an Säulen festgemacht, die am Rand des Gebäudes stehen. Die Wörter sind nacheinander angebracht: Wenn man von draußen kommt, sieht man zuerst Willkommen, dahinter, versetzt in und dahinter, auch versetzt Graz.

Wenn man die Schrift von hinten, von innerhalb der Stadt, der anderen Seite der Grenze also, betrachtet, ist sie spiegelverkehrt.

Ich stelle mein Fahrrad ab und verrenke mich – ich will nicht auf die Autobahn treten – um das WILLKOMMEN zu finden. Ich sehe nur in Graz, spiegelverkehrt und verlasse die sonntägliche Geisterstadt.


.... .... .... ....

Text: kateřina černá: Ich bin eine große Träumerin, ewige Pläneschmiederin, Künstlerin, Freundin, Schwester, Sängerin, Meer- und Kaffee-, Liebhaberin, Schriftstellerin auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wie spät es jetzt wohl in Ulaanbaatar ist.

.... .... .... ....

Bild: Matthias Jäger/ matthias-jaeger.net

NamensnennungKeine Bearbeitung Bestimmte Rechte vorbehalten

.... .... .... ....

1 Kursiv markierte Zitate. Quellen.:

http://www.centerwest.at/

http://shoppingcityseiersberg.at/

http://www.graz03.at/servlet/sls/Tornado/web/2003/content/F9ED17E2F475F804C1256B01005463C8


...




[Kolumne/katerina cerna/21.12.2011]





    Kolumne/katerina cerna


    21.01.2016 KATER VS. HUNDE

    18.07.2014 SPURENSUCHE

    23.05.2014 Garten teilen?

    17.09.2013 Juanita’s Nähbox

    18.07.2013 Sommerliches Journalismusloch

    20.06.2013 Das Gmota Kollektiv Café oder: Kaffee mal anders.

    21.02.2013 Klay – Ein Porträt

    28.01.2013 Graz goes Berlin

    17.12.2012 Maneki Nekoč oder: Eine Band sorgt für Aufruhr

    06.11.2012 Coffee & Music

    01.10.2012 Wie mans macht

    29.08.2012 Sankt Onlein – regionaler Konservativsmus statt globaler Problemlösung?

    27.07.2012 Sperrt Graz bald zu?

    18.06.2012 Liebesschlösser in Graz – per sempre?

    02.05.2012 Beatrice Baumanns Buchladen Büchersegler

    02.03.2012 Knödel

    30.01.2012 Willkommen in der Sauna!

    21.12.2011 Willkommen in Graz!

    07.11.2011 Abenteuer und Ausbeutung einer freischaffenden Philologin

    #modul=kig_rotation##where aktiv=1# #modul=kig_rotation#

    Volltextsuche
    KiG! Mailingliste: @

    CROPfm

    <#no_bild#img src={bild}>{text}
    <#no_bildklein#img src={bildklein}> {headline}





    KiG! lagergasse 98a - A - 8020 graz - fon & fax + 43 - 316 - 720267 KiG! E-Mail.